• Tierärztliche Praxis am Heegwald - Beethovenstr. 55 - 63263 Neu-Isenburg

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Federrupfen/Automutilation

Federrupfen/Automutilation 150 150 Neuisenburg

Worum
handelt es sich beim Federrupfen und wie kommt es zustande?

Es handelt sich in der Regel um
eine Verhaltensstörung, die besonders häufig bei Papageien auftritt (v.a. bei
Kakadus, Graupapageien, Aras und Edelpapageien). Die Ursache ist häufig in der
Haltung des Ziervogels zu suchen.Der Vogel beginnt aus verschiedenen Gründen,
sein Komfortverhalten (die Gefiederpflege) zu intensivieren. Dieser
Putztrieb wird zunehmend zu einer Gewohnheit, eine vom Vogel nicht mehr
kontrollierbare Zwangshandlung.

Die Federn werden angeknabbert,
abgebissen, ausgerissen oder einfach durch die übermässige Pflege geschädigt.
Auch die Haut kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Krankheitsbild
verstärkt sich meist selbst, d.h. die Gefieder- und Hautschäden stimulieren
wiederum den Putztrieb.

Welche
Symptome treten auf?

Es fällt v.a. der übertriebene
Putztrieb und Federverlust oder Federschäden auf. Meist beginnt sich der Vogel
im Hals- und Brustbereich zu rupfen, mit der Zeit weitet sich dieser Bereich
mehr und mehr aus (die Kopfbefiederung ist nicht betroffen, da sie der Vogel
nicht selbst erreichen kann).

Häufig sind die Federschäfte
einseitig abgefressen, die Federn können auch abknicken, oder es sind nur noch
Reste der Schäfte vorhanden. Sekundäre, vor allem bakterielle Infektionen
können das Bild noch verschlimmern. Die Krankheit spielt besonders mit Eintritt
der Geschlechtsreife eine Rolle.

Welche
Faktoren können Ursache für Federrupfen sein?

Meist ist die Ursache in der
Haltung zu suchen: Häufigste Ursache ist die Einzelhaltung. Papageien sind
gesellige Vögel und soziale Kontakte sind für das Wohlbefinden essentiell
wichtig und auch durch intensives Beschäftigen von seiten des menschlichen
Pflegers nicht ausreichend zu leisten. In diesem Zusammenhang sei auch auf die
sexuellen Bedürfnisse des Vogels hingewiesen, welche der “Ersatzpartner” Mensch
nicht befriedigen kann. Auch ungeeignete Paarhaltungen, meist von
gleichgeschlechtlichen, oder/und speziesfremden  Papageien kann
Federrupfen auslösen. Hier treten die Probleme in der Regel bei dem weniger
dominanten Vogel auf, der von seinem Partner in die gegengeschlechtliche Rolle
gedrängt wird.

Weitere Faktoren sind:
Langeweile durch reizarme Umgebung und ein an Abwechslung armer
Tagesablauf, mangelnde Bewegung, fehlerhafte Ernährung mit Verfettung,
ungeeignetes Klima, Schlafmangel und Angstzustände. Andere, von der
Haltung mehr oder weniger unabhängige Ursachen können sein:
Lebererkrankung, Fehlernährung/Mangelsymptome, Vergiftungen, Verletzungen,
hormonelle Störungen, Nierenerkrankung. Bakterien-, Pilz- oder
Parasitenbefall und virale Erkrankung.

Wie
stellt der Tierarzt die Diagnose?

Grundlegend sind eine
ausführliche Anamnese und Allgemeinuntersuchung. Dazu gehören je nach Resultat
der klinischen Untersuchung: Blutuntersuchung, Kotuntersuchung und Röntgenbild.
Zudem empfiehlt sich die Entnahme einer Feder- und Hautbiopsie, sowie eine
Pilz- und Bakterienkultur. Anhand dieser Untersuchungen kann abgegrenzt
werden, ob eine Erkrankung vorliegt, die Juckreiz auslöst und so das
Federrupfen erklärt. Falls die verschiedenen möglichen Ursachen (v.a.
Leberschädigung, Vergiftung, Infektionen) ausgeschlossen werden können,
ist davon auszugehen, dass es sich um eine Verhaltensstörung handelt.
Gegebenenfalls lohnt sich dann auch eine Geschlechtsbestimmung der
Partnertiere.

Wie
sieht die Therapie aus? Gibt es Therapiemöglichkeiten?

Ziel der Behandlung ist es, die
Ursache der Verhaltensstörung zu beseitigen. An erster Stelle gilt es, die
Haltung zu optimieren, am besten lassen sie sich hierfür von ihrem Tierarzt
beraten. Um den sozialen Bedürfnissen des Vogels Rechnung tragen zu
können, ist eine Paar- oder Gruppenhaltung zu empfehlen. Dies bringt
mitunter die besten Erfolge. Der Alltag sollte möglichst abwechslungsreich
und reizvoll gestaltet werden. Die Fütterung sollte wenn möglich verbessert
werden. Trotz aller Bemühungen kann aber auch ein Wechsel in eine neue
Umgebung oder in eine Voliere die einzig wirksame Therapie
sein. Wurde bei der Untersuchung eine spezifische Erkrankung als Ursache
gefunden, muss diese therapiert werden. Direkte Massnahmen zur Behandlung
der Feder- und Hautschäden, die bei stark geschädigten Tieren angewendet werden
sind: mechanische Verhinderung des Rupfens durch Anlegen eines Halskragens und
symptomatische Therapie der Haut- und Federschäden. Der Halskragen allein
kann jedoch nur vorübergehend helfen, und beseitigt die Ursache des
Geschehens nicht. Als allerletzte Massnahme kann die pharmakologische
Therapie mittels Psychopharmaka vorübergehend versucht werden.

Welche
Prognose hat mein Tier?

Die Prognose hängt von der
Dauer der Verhaltungsstörung ab. Tritt sie erst seit kurzem auf und werden
konsequente Massnahmen getroffen, ist die Prognose recht gut. Besteht die
Störung  mehr als sechs Monaten ist die Prognose als fraglich
einzuschätzen.

Auch wenn in einigen Fällen
eine vollständige Wiederherstellung des intakten Federkleides nicht mehr
erreicht werden kann, so sollte der verantwortungsvolle Tierbesitzer in jedem
Fall ein Interesse daran haben die Haltungsbedingungen seines Pfleglings dahin
gehend zu optimieren, dass sein Vogel ein der Kreatur würdiges Leben führen
kann.

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