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Aspergillose

Aspergillose 150 150 Neuisenburg

Als Aspergillose wird eine
Schimmelpilzerkrankung der Atemwege bezeichnet.
Die Erreger dieser Pilzerkrankung
gehören zu den Gattungen Aspergillus ssp.(v.a.Aspergillus fumigatus) oder Mucor
ssp. und kommen ubiquitär, das heißt überall in der Umgebung vor.
Die
Aspergillose ist ein häufiges Problem bei in Menschenobhut gehaltenen Papageien
und stellt bei bestimmten, besonders anfälligen Spezies wie beispielsweise
Graupapageien immer noch eine der häufigsten Todesursachen dar.
Anfällig
sind alle Arten, die in freier Wildbahn in tropischen Regionen mit hoher
Luftfeuchte beheimatet sind. Spezies aus trockenen Regionen, wie
Nymphensittiche, Wellensittiche etc. erkranken nur extrem selten an
Aspergillose.

Mögliche Ursachen

Die Aspergillose ist eine sogenannte
Faktorenerkrankung, das heißt es müssen in der Regel verschiedene Faktoren
aufeinander treffen, damit es zur Ausbildung einer klinisch manifesten
Erkrankung kommt.
Die Aufnahme von Schimmelsporen an sich korelliert
nicht zwangsläufig mit einer Aspergilloseerkrankung! Man muss sich vor Augen
halten, dass diese Pilze fast überall vorkommen, demnach ist jeder Mensch und
auch jeder Vogel diesen Erregern ausgesetzt, es erkrankt aber nicht jeder
daran!
Es müssen also begünstigende Faktoren hinzukommen, die
es den Schimmelpilzen ermöglichen, sich im Körper auszubreiten.
Nicht
artgerechte Haltungsbedingungen spielen dabei die größte Rolle.
Einen
ganz wichtigen Aspekt stellt die Luftfeuchte dar. Vogelarten aus den Tropen
haben eine umgebende Luftfeuchte von um die 80-90%, die für den Erhalt des
schützenden Flüssigkeitsfilms der Atemwegsschleimhäute wichtig ist.
In
Wohnungshaltung werden insbesondere in den Heizmonaten oft nur um die 30-40%
erreicht, sodass es zu einer kritischen Austrocknung der Schleimhäute kommen
kann.
Wie bei uns Menschen, die am häufigsten in den
Wintermonaten einen Schnupfen o.ä. bekommen, so entsteht auch die Aspergillose
besonders häufig in diesen trockenen Wintermonaten.
Der
Flüssigkeitsfilm der Atemwege, der normalerweise inhalierte Erreger hinaus transportiert,
wird durch den Austrocknungsprozess so geschädigt, dass eingeatmete
Krankheitserreger nun auf den Schleimhäuten festkleben und sich vermehren
können.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ernährung
insbesondere von Papageien. Die meisten, der im Handel erhältlichen
Körnermischungen enthalten Erdnüsse. Auch wenn man es diesen kaum ansieht, so
ist die Erdnuss doch häufig mit Pilzsporen belastet!
Somit
kann sich im Laufe der Jahre durch die stetig aus dem Futter inhalierten Sporen
eine immense Pilzlast in den Atemwegen anhäufen. Wenn die Ernährung zudem zu
einseitig, meist zu sehr körnerbezogen ausfällt, haben viele Vögel überdies
einen Vitamin -und Mineralienmangel, wobei für die Entstehung der Aspergillose
ein Mangel an dem Schleimhaut schützenden Vitamin A die entscheidende Rolle
spielt.
Sehr kritisch zu beurteilen ist das Stutzen der
Schwungfedern bei Papageien. Die Häufigkeit an Aspergillose erkrankter Vögel
ist besonders hoch unter den flugunfähigen Tieren!
Das
Atemwegssystem von Vögeln ist auf das Fliegen ausgerichtet, eine optimale
Belüftung und Versorgung des Atemtraktes mit frischer, guter Luft ist nur bei
viel fliegenden Vögeln gewährleistet. Zuletzt seien noch alle diejenigen
Faktoren erwähnt, die das Immunsystem schwächen können wie Stress, mangelnde
Hygiene, Unverträglichkeiten, häufige Besitzerwechsel etc.
Ein
nicht optimal funktionierendes Immunsystem bietet auch gegenüber geringen
schadhaften Einflüssen nur noch einen unzureichenden Schutz!

Krankheitssymptome

Der häufigste Verlauf einer Aspergillose
ist der chronische, oft schleichende und (unbehandelt) fortschreitende Verlauf.
Die
Schimmelpilze führen durch die Besiedlung der Atemwege zu einem
verschlechterten Luftaustausch und zu einer mangelnden Dehnbarkeit in den
unteren Atemwegen.
Häufen sich die Pilze zu sog. Granulomen zusammen, die
ungünstig, z.B. in der Luftröhre liegen, so kann es zu Erstickungsanfällen oft
mit Todesfolge kommen.
Schimmelpilze stellen zudem eine schlummernde Gefahr
dar, da sie in der Lage sind Giftstoffe zu bilden, die wiederum die Leistung
verschiedener Organe wie Niere und Leber kritisch beeinträchtigen können.
Mit
der Blutbahn ins Gehirn übertretende Toxine können zu zentralnervösen
Ausfallserscheinungen führen.
Zu den möglichen Krankheitssymptomen
zählen demnach:Kurzatmigkeit, Pumpende Atmung, Atemgeräusche, Niesen,
Verstopfte Nasenlöcher, Aufblähen der Backen, Schwanzwippen, Atemnotanfälle
(die lebensbedrohlich sein können), Von-der-Stange-fallen, Schwäche,
Abmagerung, Krampfanfälle, Würgen oder Erbrechen, Verlust der Stimme oder
Stimmveränderungen, Plötzlicher Tod.

Diagnose

Anhand des Vorberichts des Besitzers in
Zusammenhang mit den klinischen Symptomen und der allgemeinen klinischen
Untersuchung können erste Hinweise auf das Vorliegen einer Aspergillose erlangt
werden. Die Abklärung muss mittels verschiedener Labordiagnostik getätigt
werden, wobei jede Untersuchung für sich ihre eigenen Hinweise im Hinblick auf
die Aspergillose gibt. Eine einzige, spezielle „Aspergilloseuntersuchung“ gibt
es nicht! Mit einem Röntgenbild wird das Innere des Vogels dargestellt, die
Atemwege können beurteilt auf typische Veränderungen hin abgeklärt werden. Ein
Blutbild, in dem die Entzündungszellen bestimmt werden, die bei einer
Aspergillose in ganz bestimmter Art und Weise verändert sind, ergänzt die
Diagnostik Abstriche aus Nase, Luftröhre oder den Luftsäcken können bisweilen
die verursachenden Erreger nachweisen.

Therapie

Eine vollständige Heilung erkrankter Tiere ist in der
Regel nicht möglich! Der Einsatz von Medikamenten zielt darauf ab, die
Krankheitssymptome des Patienten zu lindern und nach Möglichkeit ganz zu
nehmen, die Pilzlast einzudämmen und dem erkrankten Tier ein Leben trotz
Aspergillose zu gewähren. Hierzu ist eine Langzeittherapie und gute Überwachung
des Patienten sowohl durch den Besitzer als auch durch den behandelnden
Tierarzt erforderlich. Jegliche Faktoren, die an der Entstehung der Erkrankung
beteiligt waren, müssen umgehend abgestellt werden!
Das Problem bei der Aspergillose besteht in der Fähigkeit der Erreger, sich in
Granulomen anzuhäufen und abzukapseln, diese Kapselhülle macht den Pilz
unheimlich widerstandsfähig gegenüber Medikamenten!
Die Therapie besteht aus der oralen Verabreichung eines oder mehrerer
Pilzmedikamente, die über die Blutbahn wirken und die Pilze bekämpfen.
Zusätzlich wird mit einer Inhalationstherapie eine intensive lokale Behandlung
in den Atemwegen selbst ermöglicht. Die regelmäßige Überwachung und
Nachkontrolle des Patienten in der Praxis in individuell festgesetzten
Zeitabständen ist notwendig zur Verlaufskontrolle und Früherkennung von
Rückfällen dieser problematischen, chronischen Atemwegserkrankung.

Vorbeugung

Optimale Haltungsbedingungen mit guter Ernährung,
bester Luftqualität und viel Bewegung, sowie regelmäßige Routinekontrollen in
der Praxis bieten dem verantwortungsvollen Besitzer gute Möglichkeiten, eine
Aspergilloseerkrankung seiner Vögel zu verhindern!

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